Aktuelle wirtschaftliche Lage

Libanon hat eine lange Tradition einer liberalen Wirtschaftsordnung mit vielfältigen Verbindungen ins Ausland. Der Bürgerkrieg hat erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht, die noch nicht vollständig überwunden sind. Die Rolle des Landes als Drehscheibe für Handel und Dienstleistungen im Nahen Osten wurde beeinträchtigt. Die Nachkriegswirtschaft stand ganz im Zeichen des Wiederaufbaus, der dem Land in der ersten Hälfte der neunziger Jahre Wachstumsraten von bis zu 8% bescherte. Angesichts von Finanzierungsschwierigkeiten und ausbleibenden Investitionen erlahmte die Konjunktur jedoch in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre und führte schließlich 1999 und 2000 in die Rezession. Das Jahr 2001 brachte dem Land wieder ein leichtes Wachstum von ca. 1%, im Jahr 2002 lag das Wachstum bei 1,5%, 2003 waren es 3%. Auch im Jahr 2003 blieb der Dienstleistungsbereich, vor allem Tourismus und Kreditwirtschaft, Motor der Wirtschaftsentwicklung. Die Zahl der Touristen stieg 2003 zum ersten Mal seit 30 Jahren auf über 1 Million, hauptsächlich aus arabischen Ländern. Die Pariser Umschuldungskonferenz im Dezember 2002 hat zum Zufluss öffentlichen und privaten Kapitals in erheblichem Umfang, zu einer Verbesserung der Bonität des libanesischen Staates und einem starken Rückgang der Zinsen sowie zu einer weitgehenden Umstrukturierung der Staatsschulden, einer spürbaren Erleichterung des Schuldendienstes und einem Rekordstand an Devisenreserven bei der Zentralbank geführt. Bei der Umsetzung wirtschaftspolitischer Reformen, unumgängliche Voraussetzung für eine nachhaltige Gesundung der Staatsfinanzen, sind jedoch bisher wenig Fortschritte zu verzeichnen, weil die politische Situation durchgreifende Maßnahmen erschwert.

Haushalt

Das größte Problem für die Wirtschaft des Landes ist die Staatsverschuldung, die Ende 2003 einen Umfang von rd. 33 Mrd. USD erreicht hat. Dies entspricht etwa 180% des BIP. Davon sind knapp die Hälfte Auslands-, der Rest sind Inlandsschulden. Die Regierung hat die Bedeutung dieses Problems erkannt, das mit einem beträchtlichen Haushaltsdefizit einhergeht. Die Sanierung der öffentlichen Finanzen ist daher Schwerpunkt der Politik. Im Jahr 2002 wurde zur Erhöhung der Einnahmen eine 10-prozentige Mehrwertsteuer eingeführt, ein weiteres Ziel ist eine größere Effizienz beim Steuereinzug, zum anderen sollen die Ausgaben verringert werden, etwa durch Personalabbau im Öffentlichen Dienst. Zentrales Ziel sind Privatisierungen, deren Erlös ausschließlich zum Schuldenabbau eingesetzt werden soll. An erster Stelle stehen die Bereiche Telekommunikation und Elektrizität. Die Umsetzung der Privatisierungsvorhaben nimmt jedoch mehr Zeit in Anspruch als geplant. Erst im März 2004 kam es zu einer Vergabe von Betreiberverträgen für den Mobilfunk an zwei ausländische Unternehmen, darunter die deutsche DETECON. Die Haushaltslage hat sich 2003 leicht verbessert. Das Haushaltsdefizit lag 2003 bei 38% gegenüber 42% der Ausgaben im Jahr 2002. Das für 2004 gesetzte Ziel liegt bei 32%. Neben dem Verzug bei der Umsetzung der Privatisierungsvorhaben werden auch die Ausgaben nicht wie vorgesehen verringert werden.

Außenhandel

Das traditionell hohe Außenhandelsbilanzdefizit des Libanon betrug im Jahre 2003 5,6 Mrd. USD.

Die Einfuhren stiegen von 6,4 Mrd. USD auf 7,2 Mrd. USD, die Exporte von 1,045 auf 1,524 Mrd. USD. Die Zahlungsbilanz wies zum Jahresende 2003 einen Überschuss von über 3 Mrd. USD auf. Die Devisenreserven beliefen sich Ende März 2004 auf über 12 Mrd. USD.

Wirtschaftsdatenblatt

* Zahlen der Weltbank