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Dipl.-Ing. Tarak Mtibaa
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Politische Beziehungen
Die politischen Beziehungen zwischen Algerien und Deutschland sind traditionell gut und freundschaftlich. Auch in den 1990er-Jahren, als Algerien in beispielloser Weise vom islamistischen Terrorismus heimgesucht wurde, pflegte Deutschland seine diplomatischen Kontakte mit Algerien.
Algerien hat inzwischen seine aus diesen “schwarzen Jahren” rührende außenpolitische Isolation überwunden und ist als aktiver Spieler auf die politische Bühne zurückgekehrt; das Land festigt kontinuierlich seine Stellung als Regionalmacht in Afrika und im arabischen Raum und als Gesprächspartner des Westens. Deutschland und Algerien arbeiten nach Kräften daran, die bilateralen Beziehungen auszubauen. Anfang April 2001 hat Präsident Bouteflika als erster algerischer Präsident Deutschland einen offiziellen Besuch abgestattet.
Wirtschaftsbeziehungen und Entwicklungszusammenarbeit
Die deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen sind ausbaufähig. Algerien ist als Energielieferant für Deutschland ohne Bedeutung, jedoch kommt das Land mit seinem enormen Modernisierungsbedarf bei Industrieanlagen und Infrastruktur der deutschen Produktionspalette in idealer Weise entgegen und genießen deutsche Produkte von jeher einen ausgezeichneten Ruf. Deutschland importierte 2003 aus Algerien Waren im Wert von 882,6 Mio Euro und exportierte Waren im Wert von 688,8 Mio Euro. Im ersten Halbjahr 2004 wird ein dynamisches Wachstum der deutschen Exporte verzeichnet. Deutschland steht für Algerien als Abnehmerland auf Platz 13, als Lieferant auf Platz 4. Als Investoren sind deutsche Unternehmen bisher nur in zwei, allerdings bedeutenden joint ventures vertreten.
Zur Belebung der Wirtschaftsbeziehungen hat die Nordafrika-Mittelost-Initiative der deutschen Wirtschaft 1996 das deutsch-algerische Wirtschaftsforum “F3A – (Forum algéro-allemand des affaires)” ins Leben gerufen. Das zehnte F3A fand am 16. und 17. Juni 2003 in Algier statt. Wichtig ist die Teilnahme deutscher Aussteller an der jährlich im Juni stattfindenden Internationalen Messe in Algier; die Messeteilnahme wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit gefördert. Die Eröffnung eines Büros des “Koordinators der deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen” in Algier im November 2004 soll dazu beitragen, daß deutsche Unternehmen sich die Geschäftsmöglichkeiten des algerischen Marktes besser erschließen können.
Deutschland und Algerien unterhalten ein Investitionsschutzabkommen und ein Schiffahrtsabkommen. Ein Doppelbesteuerungsabkommen sowie Abkommen im Verkehrssektor (Luftfahrt, Straßenverkehr) sind in Vorbereitung. Der Hermes-Kredit-Plafonds wurde 2002 auf 200 Mio. Euro aufgestockt, das Kreditrisiko auf die Stufe 4 zurückgestuft.
Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit wurden an Algerien im Zeitraum von 1962 bis 2002 Zahlungen von insgesamt rund 185 Mio. EUR geleistet. Die Leistungen im Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit betrugen bis 2002 etwa 182 Mio. EUR. Für 2003/2004 sind 8 Mio EUR für die technische, 12 Mio EUR für die finanzielle Zusammenarbeit vorgesehen. Gegenwärtiger Schwerpunkt der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit sind Umweltschutz/Wasser sowie Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung. Das Rahmenabkommen zur Technischen Zusammenarbeit wurde am 30. April 2002 unterzeichnet.
Humanitäre Hilfe
Ein schweres Erdbeben im Mai 2003 forderte weit über 2000 Todesopfer und mehrere Tausend Verletzte. Deutsche Hilfsorganisationen (Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz) sind unverzüglich nach Algerien entsandt worden, um schnelle und unbürokratische Hilfe zu leisten.
Kulturbeziehungen
Nach langjähriger Unterbrechung finden seit 1999 wieder deutsche Kulturveranstaltungen (Konzerte, Vorträge und Filmvorführungen) in Algier statt. Das Goethe-Institut hat seine Arbeit in Algerien Ende 2001 wieder aufgenommen. Im Oktober 2004 wird der Sprachkursbetrieb beginnen; ebenfalls noch 2004 wird das Goethe-Institut in Oran in Zusammenarbeit mit der dortigen Universität Oran einen “Dialogpunkt Deutsch” einrichten.Die politischen Stiftungen führen seit 1999 wieder Veranstaltungen in Algerien durch; die Friedrich-Ebert-Stiftung unterhält ein Büro in Algier, Friedrich-Naumann- und Konrad-Adenauer-Stiftung planen ebenfalls die Einrichtung von Büros. Im September 2002 wurden in Algier die ersten deutsch-algerischen Kulturkonsultationen mit einem gemeinsamen Protokoll erfolgreich abgeschlossen.
In Algerien lernen rund 30.000 Schüler an 200 Schulen Deutsch. Deutsche Sprachabteilungen bestehen an den Universitäten Algier und Oran. Darüber hinaus wird in den zentralen universitären Sprachzentren Deutsch unterrichtet. Zur Zeit sind Bemühungen im Gange, Vereinigungen ehemaliger algerischer Stipendiaten aufzubauen, die in Deutschland studiert haben.
Beziehungen Algeriens zur Europäischen Union
Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Algerien sind eng. Rund 60% der algerischen Ausfuhr gehen in die EU, auch 60% seiner Einfuhr kommen von dort. Im Jahr 2003 hatte Algerien einen Außenhandelsüberschuss von insgesamt 10,83 Mrd. USD, gegenüber der EU von 6,33 Mrd USD. Algerisches Erdgas wird in Rohrleitungen nach Italien und Spanien gepumpt. Diese Länder, sowie Portugal und Frankreich sind in hohem Maße vom algerischen Erdgas abhängig. In den nächsten Jahren sollen neue Rohrleitungen gelegt werden, um die Lieferung von Erdgas aus Algerien nach Europa weiter zu erhöhen.
Ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union wurde am 22.04.2002 in Valencia unterzeichnet. Algerien wird damit Teil einer das gesamte Mittelmeer umspannenden Freihandelszone, die in einigen Jahren vollendet sein soll. Die EU unterstützt den Prozess der Umwandlung der algerischen Wirtschaft hin zur Marktwirtschaft mit Programmen zur finanziellen Zusammenarbeit, MEDA I und II. In den Jahren 1996-2001 hat die EU 194 Millionen EUR hierfür aufgewandt, für die Jahre 2002-2006 wurden 271 Millionen EUR bereit gestellt.